Das Ausstellungsprojekt für ORTUNG VII (2011) schon im Titel ganz im Zeichen einer Rückbesinnung auf romantische Dichter und ihre Texte. Auf Friedrich Schlegel und seinen Roman „Lucinde“ sowie auf Novalis und dessen „Heinrich von Ofterdingen“. Von Sehnsucht inspiriert nach erfülltem Leben, nach Liebe und Lust. Dem Traum von Poesie und Sinnlichkeit eines goldenen Zeitalters.

Vor zweihundert Jahren ein Tabubruch pur und auch später noch lange ein wahrer „ästhetischer und moralischer Frevel“. Rüttelt Schlegel an den kulturellen Grundlagen der Gesellschaft Ende 18./ Anfang 19. Jahrhundert, formuliert sein Freund Novalis ein poetisches Bekenntnis zu einer Kunst, die „alles in Leben und Gold verwandelt“. In Lebenskunst eben. Schon bei den Frühromantikern auch intendiert als eine „Emanzipation des Fleisches“, befreiende Körpermetapher jungdeutscher Dichter eine Generation später.

Zugriff also auf Vorgänger und Vorgängerinnen. Nicht jedoch als Illustrierung von alten Texten. Vielmehr: Impulse dieser Epoche und ihres Zeitgeists als Inspiration, das weiterzuführen, was einst ästhetisch gewagt wurde. Durchaus also eine Hommage und doch mehr, nein: Anderes – Romantik als kritische Pornografie als Romantik. Ein Rück- und – im glücklichsten Fall – ein Vorgriff.

Mit Bildern, die gewohnte Präsentationsformen von Sexualität und entsprechende Erwartungshaltungen und Sehgewohnheiten befragen. Mit plastischen Körperlandschaften, fragmentarisch, versehrt und verfremdet. Mit einer Chromatik, die alles zu überschwemmen droht, mindestens aber konterkariert oder gar bis zur Unkenntlichkeit zermalt. Im Sinne romantischer Charakter- und Menschenbildung von Reifung in Freiheit. Ja, reif und frei – Texte da, Bilder hier.

Schwabacher Tagblatt, 6. August 2011

http://www.nordbayern.de/region/schwabach/ruckbesinnung-auf-die-romantik-1.1412905.

Von Liebe und Lust

Paul Krokers Bilderserie „Fritz, Heinz und Lucie“

http://www.nordbayern.de/region/schwabach/von-liebe-und-lust-1.1418927

9.8.2011